Schnadegang2014

Nachbar Thomas Totzauer berichtet:

 

Am 28. Juni war es mal wieder soweit: der traditionelle Schnadegang der 24er lauerte zu nächtlicher Stunde auf mich Morgenmuffel; traditionell mit, sagen wir bescheidenem Sommerwetter. Das mich ausrufen ließ: „die Kinder im Kongo kriegen kältefrei!“ Es half mir nichts, meine bessere Hälfte trieb mich hinaus zum gemeinsamen Frühstück mit dem Schichthelferkreis bei Meister Herbert in der Kreuzstraße, die historisch die Grenze zwischen Schwerte und Holzen darstellte (vor der Gebietsreform von 1928).Wieder ganz traditionell war ich der Einzige, der nicht auf einen Regenschirm verzichtet hatte; um nicht aufzufallen, bezeichnete ich das gute Stück als Krücke.

Herbert ist jetzt Alterspräsident im Stadtrat und hatte vor einigen Tagen bei der ersten Sitzung des neuen Stadtrates unseren alten Bürgermeister Böckelühr erneut auf sein Amt vereidigt und anschließend an einer sehr angenehmen 1. Sitzung teilgenommen. So jedenfalls soll es in der Zeitung gestanden haben. Da ich in dieser Woche nie zuhause aufgewacht war, sondern stets in fremden Betten, hatte ich die WR nicht gelesen und der schöne Sachverhalt war für mich neu.

Neu war auch, dass unser Frühstück nicht westfälisch schwer mit Schnaps abgerundet wurde, sondern ein lockeres Sektfrühstück darstellte.

Nachdem wir in ausreichender Menge Korken hatten knallen lassen, machten wir uns auf den Weg über den Westhellweg und den Waldfriedhof zum Freischütz, wo wir vom Geschäftsführer Herrn Prüser freundlichst mit Begrüßungsschluck in Empfang genommen wurden. Herr Prüser, der die Geschicke dieses Wahrzeichens unserer Stadt seit nunmehr 10 Jahren lenkt, führte uns durch den ebenerdigen Teil des historischen Bauwerks und wies nicht ohne Stolz auf die zahlreichen Umbauten unter seiner Leitung hin.

Quasi im Vorbeigehen wurde uns die Entwicklung der großen Gastronomie weg vom Thekengeschäft und Mittagessen hin zu Tagungsgästen und Abendveranstaltungen nahegebracht. Allein an diesem Tag wurden noch 2.000 Gäste erwartet, die alle etwas Gescheites zu essen bekommen sollten. Löwenanteil daran hatte sicherlich der Abiturball am Abend, für den gerade 500 Gedecke vorbereitet wurden. Die Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen - in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts war unser „Abiball“ ein Besäufnis bei Bier und Bratwurst und einer Kinderbadewanne voll Kartoffelsalat; in einer jener legendären mit wischfestem Bodenbelag ausgestatteten Kellerbars.

Apropo Keller, der Keller des Freischützes war wegen der hohen Auslastung nicht in vorzeigbarem Zustand und durfte genau so wenig besichtigt werden wie der Turm - schade, denn die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Türen zu solch geheimnisvollen Orten uns Normalsterblichen öffnen, ist gering.

Nachdem auch wir unseren Anteil an den 2.000 Essen niedergemacht hatten, machten wir uns bei Tröpfelregen langsam auf den Heimweg, beschleunigten unsere Schritte mit der Intensität des Niederschlages (wer jetzt den Schirm hatte, war klar im Vorteil) und verabschiedeten uns naturgemäß im Laufschritt voneinander.

Um nicht als Nörgler dazustehen ende ich mit einem Zitat von Karl Valentin: „Ich freu mich wenn‘s regnet - weil: wenn ich mich nicht freu, regnet‘s trotzdem.“

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